Die Forelle
Am Bächlein saß ein Knabe
Und blickte still hinein,
Ob wieder die Forelle
Sich sonnt am dunklen Stein?
Die silberne Forelle,
Die flink und lustig schwimmt;
Zu gern möcht er sie fangen,
Und ganz behutsam nimmt
Er seine Angelrute;
Die Schnur schwimmt auf dem Bach;
Das Fischlein kam geschwommen
Und schoß der Fliege nach.
Da sieht`s die falsche Fliege,
Gewahrt des Knaben Hand!
Was lockst du mich falscher,
Was lockst du mich an Land?
Du sinnest mein Verderben,
Kaltblütig und voll Ruh,
Hälst deine Angelrute
Und schaust dem Spiele zu.
Was tat ich armes Fischlein
Im Wasser dir zu leid,
Daß du mich zu vernichten
Kaltblütig bist bereit?
Gönn mir mein junges leben,
Gönn mir den Platz am Stein,
Des Bächleins klares Wasser,
Den warmen Sonnenschein!
Der Knabe saß betroffen,
Vernahm des Fischleins Wort!
"Will dich nicht wieder stören"--
Sprachs, - warf die Angel fort.-
© Maria Bornemann Bigge