Die erste Rose
Am Rosenstrauch war eine Knospe erblüht
So zart und rot und verfrüht,
Denn alle Knospen träumten noch in ihren Kelchen.
Es schlüpft das Blatt hervor, eins nach dem andern
Und alle blicken, die vorüber wandern
Zum Garten hin, wo diese Rose steht.
Blüh` weiter schönes Röslein an dem Strauch
Bis aufgewacht sind deine Schwestern auch;
Mein Lieb folgt heute einem andern.
Nun muß ich schnell an dir vorüberschreiten,
Du mahnest Röslein mich vergangn`er Zeiten
Da ich das erste für sie brach.
Rosen
Kind, dir scheint im rosa Licht
Noch die ganze Welt, drum brich
Dir vom Strauch die zarte Blume,
Diese Rose blüht für dich. - -
Mädchen du mit Purpurlippen
Und dem Herz in Lieb entflammt,
Nimm die dunkelrote Rose,
Sie gehört in deine Hand. -
Goldne Rosen wind zum Kranze,
Spende ihn dem Jubelpaar,
Daß umringt am hohen Feste,
Kinder und die Enkelschar. -
Dann die blasse weiße Rose
Jedem ist sie, der verblich;
Selber kannst du sie nicht pflücken,
Andere brechen sie für dich. -
© Maria Bornemann Bigge