Waldesnacht

 
Dunkle Schatten
Winden von Ast zu Ast,
Gigantisch vom Boden.
Durch Lichtung blickt
Bleiern das Mondlicht.--
Da spielt etwas im Winde
Und verweht unerkannt
Im raschelnden Laub.--
Hie und da ein Schlaftrunk`nes Stimmchen-
Aus rabenschwarzen Dickicht
Dringt gellender Eulenschrei
Weit durch das Dunkel.--
Sprungweise kommt etwas,
Dann wird es stille.--
Trockene Aestchen knacken am Boden,
Es raschelt im Laub:
Zwei Häschen streben zur Aesung.
Vorsichtig äugt das schlanke Reh,
Und huscht hinaus auf`s stille Feld.
Auf einsam Pfade schleicht das Raubtier.
Scheu blickt das friedliche Tier
Im Nebel bei nächtlicher Nahrung.
Da horcht es empor!
Ein Sprung und es winselt und gurgelt.--
Gespenster der Nacht huschen vorüber.
Aus den alten Baumkronen
fallen dürre Aestchen knackend zur Erde.
Am Felsen rieselt`s und rauscht`s
Die alte Melodie
Aus frischem Quell.
"Was wacht, was schläft
Im dunklen Wald,
Es hüllt mit ihrem Schweigen ein
Die Nacht.
Vor Unholden bewahr die Schläfer!
Bis froh am Morgen sie erwacht."-
 
© Maria Bornemann Bigge

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